Wüstung Wilhelmshof
Das untergegangene Dorf Wilhelmshof lag südlich der Verbindungsstraße von Woltow nach Selpin und war eng verbunden mit dem Gut Woltow.
Zur Geschichte des Gutes: Auszug aus "Geschichte des Kirchspiels Basse und aller eingepfarrten Ortschaften" von Andreas Parlow
Die Geschichte von Wilhelmshof ist auch die Geschichte der Glashütte von Woltow. Der Rostocker Kaufmann und Holzhändler Walter STEIN richtete die Glashütte in Woltow ein. Sie nahm ihren Betrieb im Jahre 1723 auf. Das belegen Geburts- und Todeseinträge im Kirchenbuch Basse.
Im Jahre 1724 übernimmt Heinrich SEITZ die Glashütte und vereinbart mit STEIN: „müssen jährlich als Abfindung 400 Kisten Glas geliefert werden, wofür dieser je zwei Taler 36 Schilling bezahlt; es wird aber weiter vereinbart, dass STEIN sofort wieder in den Besitz der Hütte gelangt, sobald säumig geliefert wird.“
Am 22. Jul 1724 schließt SEITZ in Güstrow mit Hauptmann Balthasar Friedrich von Halberstadt, dem Besitzer von Woltow, einen Pensionskontrakt über Gut und Glashütte bis 1730 für 1600 Taler jährlich ab. SEITZ kommt bald mit STEIN und von Halberstadt in Streit und verlässt schon 1725 die Glashütte Woltow. Er geht zu seinem Schwiegersohn, den Pastor ENGEL, nach Qualitz.
Die Glashütte wurde im Jahre 1732 aufgegeben, denn am 31. Januar 1732 finden wir im Kirchbuch Basse den letzten Eintrag eines Glasmachers von der Woltower Glashütte (Glasmachergeselle Franz Jürgen LIPPERT; Ehe mit Elisabeth Maria FENHAHN. Die Arbeiter der Glashütte zogen weiter zur nächsten Glashütte, andere blieben auf der Glashütte wohnen und andere zogen hinzu. Im Jahr 1751 wird der Ort noch als Woltower Glashütte bezeichnet. Unter den Bewohnern finden wir Gustav Andreas Anners, ein bekannter Nachname unter den Arbeitern der Glashütte Woltow.
1726, als Hauptmann Balthasar Friedrich von Halberstadt Woltow an Ludolph Friedrich von BASSEWITZ verkaufte, wurde die Glashütte mitverkauft. Nach dem Tod des Ludolph Friedrich kommt es 1757 zur Kavelung der Güter unter seinen Söhnen. So geht Woltow mit der Glashütte (nach 1732 Philippsdorf genannt) an Philipp Cuno Christian von BASSEWITZ.
Am 22. September 1764 verpfändet dieser seine Pertinenz Philippsdorf an die drei sich im Lande befindlichen Erben des verstorbenen preußischen Oberstleutnant Jacob von OLIVET, die Geschwister: Sophia Wilhelmina Charlotta von OLIVET, Ehefrau des Friedrich Casimir Siegfried von Moltke auf Samow; Heinrich Adolph Wilhelm von OLIVET und Eleonora Carolina Henriette von OLIVET. Der Pfandkontrakt wird über 12 Jahre, von Trinitatis 1765 bis Trinitatis 1777 für die Pfandsumme von 6.800 Reichstalern abgeschlossen. Damit wurde die Pertinenz Philippsdorf von Woltow getrennt und als selbständiges Hauptgut geführt. In diesem Pfandkontrakt wird auch vereinbart, dass das Gut Philippsdorf durch die Pfandnehmer in Wilhelmshof umbenannt werden durfte. Philipp Cuno Christian verpflichtete sich, da es in Philippsdorf „kein anständiges Wohnhaus vorhanden ist, auf einen bereits dazu ausersehenen Platz ein dergleichen nach dem eingereichten,… und von beiden Kontrahenten unterschriebenen Grundriss, bis Trinitatis 1765 völlig fertig zu liefern, und dasselbe mit einem einfachen Steindach, massiven Schornstein, tüchtigen Türen, Fenstern und Öfen, bretternen und steinerden Fußböden…“ zu versehen. Für diesen Bau durfte in der Gemarkung Philippsdorf kein Baum gefällt werden oder andere Baumaterialien entnommen werden. Am 15. Juni 1765 wurde das Gut mit neuem Wohnhaus übergeben und hieß ab diesem Tage Wilhelmshof.
Zwischen 1790 und 1793 wurde Wilhelmshof an Wedige Gustav von WALSLEBEN verkauft, der bereits im Besitz von Woltow war. Nun wird der Ort nur noch Wilhelmshof genannt und durch den Verkauf wieder von Samow losgelöst.
Wedige Gustav von WALSLEBEN verstirbt am 01. März 1796. Seine Erben verkaufen Wilhelmshof, ohne Woltow, an den Kammerrat Christian Ludwig von Warnstedt, der am 11. April 1810 in Wilhelmshof verstirbt und am 15. April 1810 in Basse beerdigt wird. Bis 1818 bleibt seine Witwe Franziska, geb. LANGHOLZ, im Besitz von Wilhelmshof und verkauft es dann an August Carl Gabriel BOLDT, der hier im Mai 1819 seinen Wohnsitz nimmt. Sein Bruder Wilhelm Christian war seit 1815 Gutsbesitzer auf Samow.
August Carl Gabriel BOLDT wurde am 20. Februar 1788 in Vietgest, als Sohn des dortigen Gutsbesitzers Joachim Gabriel Friedrich BOLDT, geboren. Er war verheiratet mit Caroline Friederike von MEIBOHM. 1823 wird August Carl Gabriel BOLDT Domänenrat, verstirbt am 12. September 1824 in Wilhelmshof und wird am 16. September 1824 in Basse bestattet.
1827 haben die Erben des Gutsbesitzers BOLDT Wilhelmshof an Carl Wilhelm Albrecht von QUITZOW verkauft. Verheiratet war er mit Luise Maria Dorothea FRANKE.
1832 ist Peter Ludwig von WITZENDORF Gutsbesitzer auf Wilhelmshof und Woltow. Seine Tochter Sophia Amalia heiratete am 01. Juni in Basse Carl Ludwig von PLATO, Assessor in Lüchow im Königreich Hannover.
1844 wurde Friedrich August PETERS der Besitzer von Wilhelmshof (auch Friedrichshof). Somit waren Woltow und Wilhelmshof endgültig getrennt. PETERS scheint jedoch nicht in Wilhelmshof gelebt zu haben.
1875 ist der Rittmeister Johann Friedrich Wilhelm von USLAR Gutsbesitzer von Wilhelmshof und wohnte dort. Er war mit Alexandrine von VIEREGGE verheiratet. Eine Tochter des Paares, Elisabeth Friederike Dorothea Gustave, heiratete am 25. April 1879 Anton Hans Carl von BÜLOW, den Gutsbesitzer von Dessin. Eine andere Tochter, Anna Elisabeth Adelheid Ottilie Philippine, wurde 1876 in Basse konfirmiert. Von USLAR zog nach Schwerin, wo er hoch betagt nach seiner goldenen Hochzeit am 17. Juni 1907 starb.
1892 ist Georg Hermann August Gottfried PUTENSEN Gutspächter von Wilhelmshof und stirbt dort am 26. Juli 1892. Demnach wird von USLAR vor 1892 Wilhelmshof verlassen haben. Von Georg PUTENSEN übernimmt sein Sohn Carl Ludwig von 1892-1904 die Pachtung und geht um 1904 nach Schlage als Erbpachthofbesitzer.
Nach Carl Ludwig PUTENSEN wird Hans Theodor Franz Julius VOSS Pächter von Wilhelmshof. Er wurde in Repnitz am 12. Oktober 1869 als Sohn des dortigen Inspektors Wilhelm Carl Friedrich VOSS geboren. Hans Theodor VOSS verlor am 15. Dezember 1905 seine 6 Monate alte Tochter und im Januar 1906 seine Frau Magdalena Elfriede Bertha, geb. BEERBAUM, Tochter des Gutsbesitzers Rudolf BEERBAUM auf Erdmannshöhe bei Demmin. Er ließ seine Tochter am 07. April 1906 in Basse exhumieren, um sie in Demmin neben seiner Frau beizusetzen. Obwohl sein Pachtvertrag noch bis 1910 lief, verließ er Wilhelmshof, ging als Administrator nach Groß Ridsenow und heiratete in zweiter Ehe am 28. Juni 1910 in Dobbertin eine Tochter des Küchenmeisters Gustav Wilhelm Heinrich SCHULZE.
Im Dezember verkaufen die von USLARschen Erben das Gut Wilhelmshof an den Gütermakler WEGNER aus Rostock, der es 1909 Carl WIESE für 180.000 Mark verkauft. WIESE nimmt seinen Wohnsitz in Wilhelmshof, verkauft das Gut aber schon 1911 weiter an Jürgen von ALTEN, der am 27. Oktober 1889 in Hemmingen bei Hannover geboren wurde, für 240.000 Mark (mit Inventar). Er war ein Neffe des Herrn von der DECKEN auf Reddershof.
1928 ist Werner von LEERS Gutsbesitzer und wohnt in Wilhelmshof mit seiner Mutter. 1929 war Werner von LEERS aber wieder weg und der Gütermakler von MANTEUFFEL kaufte Wilhelmshof und soll die Gläubiger des Herrn von LEERS ausgezahlt haben. Bereits unter von LEERS wurde das Gut an einen Pächter JAHN verpachtet, der 1930 das Gut dem Gütermakler von MANTEUFFEL für 145.000 Mark abkaufte. Nachdem er die Gebäudeversicherung um 50 Prozent heruntergesetzt hatte, brannte die rechte Seite des Hofes mit drei zusammenhängenden Gebäuden ab. Sechs Wochen später brannte auch die linke Hofseite, eine strohgedeckte Scheune, ab. Es blieben nur der Pferdestall, das Viehhaus, das Wohnhaus, eine alte Remise, Schauer und Hühnerställe verschont.
Danach ging Wilhelmshof an einen Herrn FITTING, der es 1938 noch im Besitz hatte.
Das Gut hatte 1921 eine Größe von 152 ha.