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Ein Gutshaus für eine ganze Gruppe!

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Das Guts- & Gästehaus Zietlitz bietet das passende Ambiente für Familienfeiern und -treffen, Brainstormings, kleine Seminare, Gruppen von Freunden historischer Gutshäuser; Naturliebhaber, Yogagruppen u.v.m.

Gutshaus Zietlitz


Meine Halbinsel – die Fotowebsite

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Jeder Sonnenuntergang ist anders, jeder Baumstumpf kann »in Szene« gesetzt werden, und wenn man »verrückt« genug ist, steht man um 4 Uhr morgens auf, um den aufsteigenden Nebel im Bild festzuhalten.

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Fährdorf - Gehöft III

In alten Zeiten, also vor dem 30-Jährigen Krieg, gab es in Fährdorf noch sechs Bauernstellen (1519-1600), die zusammen 15½ Hufen Ackerland bewirtschafteten (eine Poeler Hufe = 15 Hektar). An dieser Aufteilung scheint sich bis zum Ende des 16. Jahrhunderts nichts geändert zu haben.




Im 17. und 18. Jahrhundert sind es dann nur noch drei Hofstellen mit zusammen ca.13 Hufen und zwei Katenstellen mit je 1 ¼ Hufen.

In den 1830er Jahren erfolgte die Separation der Feldmarken, d. h. die zuvor in Kommunion, also von den Bauern gemeinsam bewirtschafteten Ackerflächen wurden neu aufgeteilt und jede Hof-/Hufenstelle bekam eine eigene, möglichst zusammenhängende Ackerfläche, die von den Bauern von da an in alleiniger Verantwortung bewirtschaftet wurden – aus den Hauswirten wurden Erbpächter und aus den Hauswirtstellen folglich Erbpachtstellen.

Da die Ackerflächen nun zum Teil viel weiter von den ursprünglich im Dorfkern liegenden Höfen entfernt waren, brachen die Fährdorfer Erbpächter der Höfe I und II ihre Hofstellen im Dorf ab und errichteten diese an günstigerer Stelle als sogenannte Ab- bzw. Ausbauten neu. Dadurch entstanden Fährdorf-Hof (Hofstelle I) und Fährdorf-Ort (Hofstelle II). Auch die beiden Kossatenstellen wurden Erbpachthöfe (Höfe IV und V). Von den drei Hofstellen verblieb einzig die Hofstelle III im alten Ortskern.

Die Bauernhöfe wurden in der Regel vom Vater an den ältesten Sohn vererbt. Jedoch gab es hier oft auch Ausnahmen von der Regel. War beispielsweise kein erbberechtigter Sohn vorhanden (weil es keinen Sohn gab oder dieser nicht in der Lage war, den Hof zu übernehmen), erbte die älteste Tochter. Es kam natürlich auch vor, dass Hofbesitzer von der Obrigkeit wegen schlechter Wirtschaft und Schulden von ihrem Hof entfernt und durch jemand anderen ersetzt wurden. Auch ein Verkauf des Hofes war möglich.

Anhand verschiedener Quellen lassen sich die Besitzverhältnisse der einzelnen Höfe, so auch für Hof III einigermaßen und wie folgt rekonstruieren:

Besitzer des Gehöfts 3 (Hufenstelle/Erbpachthof III in Fährdorf)

1 - 1519; Henneke Weytendorp
Erwähnt im Amtsregister Poel 1519. Eer zahlt 2 ½ Mark und 8 Schillinge Steuern.

2 - 1524–1553; Asmus Weytendorp
Mutmaßlicher Sohn von Henneke Weiytendorp. Gelangt d. h. durch Erbgang in Besitz des Hofes. Erwähnt im Amtsregister Poel 1524. Er zahlt 2 ½ Mark und 23 Pfennige Steuern. Weiterhin erwähnt im Türkenschatzungsregister von 1553. Dort zahlt er eine Abgabe von 2 Schillingen.

3 - 1579–1584; Hanß Weitendorf;
Mutmaßlicher Sohn von Asmus Weytendorp. Er gelangt d. h. durch Erbgang in Besitz des Hofes. Erwähnt in einer Landbeschreibung der Insel Poel aus dem Jahr 1579. Er zahlt in jenem Jahr 1 Gulden, 18 Schillinge und 8 Pfennige Königsbede und 2 Schillinge und 6 Pfennige Stolbede, 6 Gulden Pacht sowie 6 Gulden Pacht und ein Huhn an das Kapitel zu Lübeck. Im Landbederegister von 1584 wird sein Hof mit einer Größe von 2 ½ Hufen (heute 37,5 Hektar) angegeben.

4 - ?; … Weitendorf
Nichts weiter bekannt

5 - 1633–1657; Hans Weitendorf
Hauswirt, wohl Enkel von Hans Weitendorf

6 - 1657–1669; Christian Weitendorf
Hauswirt – Die Jahreszahlen – besonders in den frühen Jahren – können nur geschätzt werden, da Verträge und Kontrakte, die den Übergang des Hofes auf den nächsten Besitzer belegen, aus jener Zeit nicht existieren und daher auf Nebenquellen zurückgegriffenn werden musste. Insbesondere die Besitzverhältnisse zurzeit von Christian Weitendorf sind etwas verwirrend, denn nach einem Aktenstück des Wismarer Tribunalgerichts aus dem Jahren 1661-1663 verließ Christian Weitendorf wegen kriegsbedingter schwerer Einquartierung (er musste über 9 Wochen 36 Soldaten mit Pferden versorgen!) 1659 seinen Hof und floh mit seiner Familie nach Wismar. Zuvor überließ der ruinierte Weitendorf dem Malchower Asmus Lembke seine mit Wintersaat bestellten 2,5 Hufen Ackerland. Wenige Jahre später, 1663 hat sich Weitendorf offenbar wieder so gut erholt, dass er mit Hilfe seines Wendorfer Schwiegervaters Borries Karow seine Fährdorfer Hofstelle wieder übernehmen will. Es kommt zum Prozess und Vergleichsverhandlungen zwischen Weitendorf und Lembke, der letzlich wohl zugunsten Weitendorfs ausgeht. Details dieser prozessualen Auseinandersetzung sind von mir bisher noch nicht genauer untersucht worden.

7 - 1685–1713; Jochim Schmidt
Hauswirt. Geboren wurde er um 1660. Seine familiäre Herkunft ist unbekannt. Er war wohl der Schwiegersohn von Christian Weitendorf, verheiratet mit dessen mutmaßlicher Tochter Margaretha, die den Hof vom Vater erbt. Folgende Angaben finden sich zu ihm in der schwedischen Landesaufnahme von 1694: Jochim Schmidt, ein Baumann, deßen Frau Margaretha Weitendorf haben 3 Kinder, Michel von 10 Christian von 8 und Hanß von 6 Jahren und an Vieh: 6 Pferde, 4 Ochsen, 3 Kühe u: 2 Rinder, item 8 Schweine. Daß Hauß von 5 Verbundten in ziemblichen Stande, hat 2 Hufen Landes.“ Jochim Schmidt stirbt im September 1734.

8 - 1713–1739; Michael Schmidt
Hauswirt. Er wurde um 1684 in Fährdorf geboren und erbt den Hof als ältester Sohn von seinem Vater Jochim. Er heiratet 1713 Lucia Winter, eine Tochter des Seedorfer Oberschulzen Claus Winter und übernimmt wohl zu diesem Zeitpunkt den väterlichen Hof. Er stirbt im Februar 1744.

9 - 1739–1763; Michael Schmidt
Hauswirt. Geboren wird er 1717 als zweiter Sohn seines gleichnamigen Vaters. Er erbt den Hof, da sein älterer Bruder vor ihm verstirbt. Er heiratet 1739 Anna Sophia Danhüser, die nicht von Poel stammte (vielleicht eine Schwester oder Tochter des Farpener Müllers Danhüser. Michel Schmidt übernimmt die väterliche Hofstelle wohl zum Zeitpunkt seiner Eheschließung – so, wie es im Allgemeinen damals üblich war.

10 - 1763–1791; Matthias Schmidt
Hauswirt. Er wurde 1740 in Fährdorf geboren und war zweimal verheiratet. Zwei seiner drei Söhne aus den beiden Ehen starben bereits im Kindesalter. Ein dritter mit 21 Jahren. Folglich erbte Lucia Christina, die älteste überlebende Tochter den Hof. Mit dem Tod von Matthias Schmidt im Jahr 1797 erlosch das Geschlecht Schmidt in Fährdorf, nachdem es mindestens 10 Generationen auf dem Hof ansässig war.

11 - 1791–1823; Joachim Paetow
Hauswirt. Er war ein Sohn des vormaligen Müggenburger Pächters Peter Christopher Paetow, der sich 1742 durch Einheirat in die alte Poeler Familie Wegener als Hauswirt in Niendorf niederließ. Jochim Paetow stammte aus der zweiten Ehe seines Vaters mit Elisabeth Beyer, Tochter aus ebenfalls altem Poeler Geschlecht und wurde 1753 in Niendorf geboren. Er heiratet 1790 Lucia Christina Schmidt. Als Schwiegersohn von Matthias Schmidt führt er den Hof mit seiner Frau bis etwa 1823 weiter.

12 - 1823–1845; Johann Paetow
Hauswirt, später Erbpächter. Er wird 1792 als erstes von sieben Kindern und ältester von sechs Söhnen in Fährdorf geboren. Auch er war zweimal verheiratet. In erster Ehe heiratet er 1823 ebenfalls in die alte Poeler Familie Wegener ein und übernimmt wohl in jenem Jahr die Hofgeschäfte vom Vater, der im Jahr darauf stirbt. Zu Johann Paetows Lebzeiten findet 1830 die Separation der Feldmarken statt, durch die die Ackerflächen neu aufgeteilt und den Höfen neu zugeordnet werden. Er oder sein Sohn werden das heute noch existierende Gutshaus in Fährdorf erbaut haben, denn um 1850 steht dieses schon. Erbaut wurde die Gutsanlage als moderne Drei-Seiten-Hofanlage, so in etwa wie der heute einzige vollständig erhaltene Drei-Seiten-Hof in Niendorf.

13 - 1845–1866; Johann Paetow
Erbpächter. Er wird 1825 in Fährdorf geboren. Als einziger Sohn aus der ersten Ehe seines Vaters erbt er später den Fährdorfer Hof. Er heiratet 1851 Anna Maria Evers, eine Tochter des Fährdorfer Erbpächters Peter Evers und somit aus uraltem Poeler Geschlecht stammend. (den Malchower Evers gehörte einst das Gehöft, das wir heute als das Hellmasche bzw. Tendlersche Anwesen in Malchow kennen.) Johann Paetows einziger Sohn stirbt noch als Säugling und die vier Töchter heiraten alle auf das Festland, so dass die Paetow´sche Ära nach nur drei Generationen in Fährdorf endet und der Fährdorfer Zweig der Poeler Paetows erlischt (die Weitendorfer Nebenlinie der Fährdorfer Paetows blüht noch bis heute). Johann Paetow stirbt 1899 im Alter von 74 Jahren.

14 - bis 1890; Johann Albrand
Erbpächter. Als Sohn des Lübower Pastors Carl Wilhelm Albrand ist er der erste Nicht-Poeler auf der Fährdorfer Hofstelle III. Geboren wird er 1830 in Tessin und wird nach seiner Heirat um 1857 mit der Poelerin Anna Maria Sprenger zunächst Erbpächter und -müller in Niendorf. 1874 übernimmt Johann Metelmann die Niendorfer Mühle und Johann Albrand zieht mit seiner Frau und den vier Töchtern nach Fährdorf, wo er die Hofstelle III – wohl durch Kauf - von den Paetows übernimmt.

15 - 1890–1906; Martha Albrand
Erbpächterin, jüngste Tochter von Johann Albrand. Offenbar führt sie als jüngste und lange unverheiratete Tochter den elterlichen Hof, bis sie 1906 im Alter von bereits 44 Jahren doch noch heiratet.

16 - 1906–1937; Hugo Evers
Erbpächter. Er ist der Ehemann von Martha Albrand und stammte aus Wangern, wo er 1859 als Sohn des dortigen Erbpächters Hinrich Evers geboren wurde. 1906 heiratet er Martha Albrandt und führt mit ihr gemeinsam den Hof. Die Größe des Gehöfts III wird 1908 mit 89,4 Hektar angegeben. Der Viehbestand bestand 1908 aus 12 Pferden, 40 Rindern, davon 30 Kühe und 50 Schweinen. Hugo und Martha Evers (geb. Albrandt) hatten keine eigenen Kinder, aber eine Adoptivtochter namens Frieda, die den Hof später erbt.

17 - 1937–1945; Ernst Burmeister
Erbpächter. Auch er war nicht von Poel, sondern stammte aus Rodenberg bei Mummendorf, wo sein Vater Hofbesitzer war. Ernst Burmeisters Schwester Luise war übrigens mit Andreas Vieth und nach dessen frühem Tod mit dessen Bruder Heinrich Vieth verheiratet. Letzterer setzte sich mit der Andreas-Vieth´schen Stiftung ein bleibendes Denkmal auf Poel. Zudem waren die Vieth-Brüder Onkel von Professor Lembke in Malchow. Ernst Burmeisters Frau Frieda war die Tochter des Reinshagener Erbpächters Julius Hesse und dessen Frau Maria geb. Albrand. Nach dem frühen Tod ihrer Eltern wurde sie von Onkel Hugo Evers und Tante Martha geb. Albrand adoptiert, behielt aber offenbar ihren Familiennamen Hesse. Das Ehepaar Burmeister führt den Hof bis zur Enteignung im Zuge der Bodenreform 1945. Größe des Gutes 1945: 92 Hektar mit weiteren Besitzungen auf dem Festland.

Text: Dirk Schäfer


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