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Schloss oder Gutshaus

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Für alle, die enttäuscht sind, ihr "Schloss" nicht unter den Schlössern zu finden, sondern unter Guts- & Herrenhäusern, haben wir hier die Erklärung.

Schloss oder Gutshaus


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Gutshaus Alt Seehagen

Der Name Seehagen gibt Hinweise zur Lage des Ortes in seiner Gründungszeit. Die Schwedische Matrikelkarte dokumentiert einen Flurnamen „Swart See“ und die Endung „-hagen“ weist auf eine Bewaldung hin.




Demnach handelte es sich hier um eine im Wald und an einem morastigen, schwarzen See gelegene Ortschaft. Bereits 1309 wurde das Gut Seehagen urkundlich erwähnt. Vorhandene Archivunterlagen sprechen dafür, dass eine Teilung des Ortes in Alt und Neu Seehagen wahrscheinlich im 19. Jahrhundert erfolgt ist.

1874 wird Alt Seehagen als Einliegerdorf bezeichnet. Die Herrschaft lag bei Herrn von Gadow, der auch das Gut Groß Potrems besaß. Er verpachtete das Gut zunächst innerhalb der Familie. In dem einzigen Wohnhaus des Ortes lebten damals nur sechs Menschen. Der prägende Waldbestand veranlasste von Gadow sicher, den Förster Turlait als Administrator des Gutes einzusetzen. Die zu bewirtschaftenden Ländereien bestanden 1892 aus 90 Hektar Holzungen, zehn Hektar Acker sowie zehn Hektar Wiesen und Weiden. In den folgenden Jahren muss es dort erhebliche Rodungen gegeben haben, denn als Heinrich Schirmann 1914 das Gut gehörte, bestand dieses aus 114 Hektar Acker und nur noch sechs Hektar Holzungen. Bereits 1909 wurde der gesamte Betrieb drainiert. Der große Drainageplan ist heute noch vorhanden.

Betty und Walter Vielitz haben im Alter von 26 bzw. 28 Jahren geheiratet und Alt Seehagen 1926 gekauft. Walter Vielitz war nicht nur ein tüchtiger Landwirt, sondern bis zu Hitlers Machtübernahme 1933 auch Bürgermeister. Laut offizieller Einwohnerzählung von 1938 waren in der Ortschaft 35 Einwohner gemeldet. Hinzu kamen fünf Saisonarbeiter aus Polen, sogenannte Schnitter. Die vier Landarbeiterfamilien wohnten mietfrei in Arbeiterhäusern, die Junggesellen in einer „Leutestube“ und wurden vom Gutshaus beköstigt. Auf diese Weise war für die Landarbeiter des Gutes eine für damalige Verhältnisse hohe soziale Sicherheit gegeben.

Mit dem Einmarsch der Roten Armee änderte sich das Leben für die Gutsbesitzerfamilie radikal. Sie erhielten vom Kommandeur einen Marschbefehl, nach dem sie Alt Seehagen noch am selben Tag verlassen sollten. Zu Fuß musste sich die Familie in das 30 Kilometer entfernte Fuhlendorf begeben. Im Herbst setzte die Kommandantur Walter Vielitz als Verwalter in Hövet ein. Er erhielt den Befehl, die gesamten Ackerflächen in Hövet einzusäen, andernfalls drohte die Deportierung nach Sibirien. Obwohl ihm dies mit Unterstützung der Behrenwalder Bauern gelang, erhielt Vielitz am Heiligen Abend 1945 erneut einen Marschbefehl. Letztlich flüchtete die Familie nach Bremen.

Der Betrieb wurde an 13 Familien aufgeteilt. Diese sogenannten Neubauern mussten um 1952 in die LPG eintreten und ihre individuellen Flächen aufgeben. In den 1970er Jahren erfolgte die Zuordnung des Ortes zum Staatsjagdgebiet der DDR-Regierung. Die Einwohner quartierte man zwangsweise aus und mit dem Abtragen aller Gebäude war die Ortschaft ausgelöscht.

Nach der politischen Wende trieb das Heimweh Albert-Friedrich Vielitz, Sohn des letzten Gutsbesitzers, zurück an seinen Geburtsort. Da es dort kein Wohnhaus mehr gab, lebte er mit seiner Frau zwei Jahre im Wohnwagen, ohne Strom und Wasser. Etwa 50 Prozent der ehemaligen Gutsfläche konnte Familie Vielitz von den Siedlerfamilien und die andere Hälfte unter hohen Schwierigkeiten und mit Auflagen von der Treuhandanstalt kaufen. Einige Hektar gehörten der Gemeinde. Die damalige Bürgermeisterin, Frau Meinert, wollte diese nicht an Familie Vielitz verkaufen und auch keine Baugenehmigung erteilen. Es folgte ein langer und zäher Kampf, den die Heimkehrer schließlich gewannen.

Wo früher das Gutshaus stand, befindet sich heute das Wohnhaus der Familie Vielitz und gegenüber ein Ferienhaus. Nur dem härtnäckigen Einsatz von Albert-Friedrich Vielitz ist es zu verdanken, dass es die Ortschaft Alt Seehagen und den von ihm aufgebauten ökologischen Landwirtschaftsbetrieb heute noch gibt.

Text Albert-Friedrich Vielitz, Andre Kobsch


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