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Gutshaus Neuensund

Durch seine Lage an einer über Jahrtausende hinweg wichtigen Handelsroute dürfte die Geschichte des Ortes Neuensund sehr viel älter sein als die erste Erwähnung der Kirche 1375.




Auf der Salz-und Heringsstraße – die übrigens auch heute noch erkennbar quer über den Guts-Hof verläuft – wurden solch wertvolle Güter wie Salz und Bernstein sowie alltägliche Gegenstände und Nahrungsmittel wie eben Fisch transportiert. Man hat in der Region Artefakte aus dem alten Ägypten und Rom gefunden sowie Siedlungen und Burgen slawischer Bauart. Zudem soll es um 1300 herum zahlreiche Raubritter in der Gegend gegeben haben.

Die Geschichte des heute erkennbaren Gutes Neuensund begann ca. 1782 als Landrat Ernst III von Arnim Lützlow das vorhandene Gut kaufte. Jedoch erst nach dessen Tod begann sein Sohn ca. 1780 mit dem kompletten Neubau des Gutes inklusive Gutshaus, Stallungen, Scheunen, dem Verwalterhaus, Wohnhäusern und Landarbeiterhäusern. Nach weiteren Landgewinnen wuchs das Gut mit zeitweise mehr als 600 Hektar und fast einem halben dutzend Nebengütern zum zweitgrößten Mecklenburgs heran.

Die Jahre nach dem Bau des Gutes waren entbehrungsreich. Napoleons Aufstieg begann und ging einher mit verheerenden Kriegszügen. Männer und Materialien wurden immer aus dem Gut abgezogen – viel blieb auf den Schlachtfeldern Europas. Und auch die Familie von Arnim beklagte 1817 den Tod eines Sohnes. Gefallen auf Seiten der Widersacher Napoleons in den Befreiungskriegen.

Die nächste Generation der von Arnims übernahm bald nach den Wirren der Kriege den Gutshof. Hans Carl Friedrich von Arnim heiratete im Jahr 1840 Marie von Heyden. Im Zuge der Hochzeit begannen umfangreiche Umbauarbeiten auf dem kompletten Gut. Vor allem das Gutshaus wurde nach der neuesten Mode aus- und umgebaut. Die Zimmeraufteilung und –nutzung blieb danach bis 1945 erhalten. Heute kann man im Rohbau des Hauses, welches nach 1995 von allen Umbauten und Umnutzungen befreit wurde, jene Größe, Schönheit und Sinnhaftigkeit der Zimmerfolge und –ausrichtung wiedererkennen, wie sie einst einmal geplant wurde.

Ebenso entwarf Lenné 1840 auf den Grundlagen des bislang schon vorhandenen eher barock anmutenden Parks eine neue Landschaft im Stile englischer Parkanlagen.

Einige Jahrzehnte später suchten sich die von Arnims einen neuen Familienwohnsitz und nutzten fortan Neuensund als Sommerfrische. Bis 1945 änderten sich immer wieder Kleinigkeiten auf dem Hof, es wurde gearbeitet und der Arbeit wurde die Struktur wenn nötig angepasst. Aber alles in allem durchlebte das Gut bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges eine friedlichere Zeit als viele andere Regionen in Deutschland.

Mit dem Eintreffen der Roten Armee sollte sich jedoch vieles ändern. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Gut von den Ideen der sozialistischen Ideologie umgeformt. Das Gutshaus entging einem Abriß und wurde durch die Notwendigkeit der Unterbringung von zahlreichen Flüchtlingen kurzfristig in eine Unterkunft, später zu regelrechten Wohnungen undeiner Kinderkrippe umgebaut. Bei Renovierungsarbeiten entfernte man den einfachen Schmuck an der Fassade und ersetzte ihn durch einen haltbaren Putz. Der Zweck bestimmte nun das Aussehen des Hauses. Der restliche Gutshof wurde landwirtschaftlich (LPG) weiter genutzt und blieb so, seinem Zweck entsprechend, nahezu unverändert bestehen.

Die Wende 1990 veränderte vieles im Ort. Der Reittourismus, der Neuensund in der DDR berühmt gemacht hatte, versiegte. Die Ländereien der LPG wurden erst verpachtet und später verkauft. Die Gebäude des Gutshofes waren für die moderne und hochtechnisierte Landwirtschaft nicht mehr geeignet. Das Gutshaus litt unter dem Wasser, welches über undichte Dächer und Wasserleitungen in das Holz und den Lehm eindrang und so großen Schaden anrichtete, so daß die Bewohner es 1995 verlassen mussten. Und so begann der Dornröschenschlaf, aus dem das Gut nun wieder erwachen soll.

Heute ist das Gutshaus im Inneren wieder auf seine ursprüngliche Raumaufteilung zurückgebaut worden, ist aber sonst in einem sanierungswürdigen Zustand.

Text: Carolin Huder, Gut Neuensund GbR


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